Örtliche Kenntnisse für Marburg (Lahn)
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Bevor Sie zum ersten Mal auf einem Stellwerk Dienst schieben, müssen Sie sich mit den Örtlichkeiten vertraut machen und über die Besonderheiten informieren. Nach der allgemeinen Ausbildung zum Stellwerkswärter wurden die angehenden Fahrdienstleiter immer wochenlang neben einen Fachmann auf dem Stellwerk eingesetzt. Dieses Kapitel ist diese erste Einweisung für Sie als Fahrdienstleiter. Lesen Sie es sorgfältig durch. Es enthält sehr wichtige Angaben aus der Praxis.
Der Text ist von “Kollege zu Kollege” geschrieben, als ob Sie den ersten Tag nach der Ausbildung auf dem Stellwerk sind.
Das Sp Dr S 60-Stellwerk Marburg im Überblick
Grundlagen
Der Bahnhof Marburg (Lahn) ist ein Bahnhof an der Main-Weser-Bahn. Die Main-Weser-Bahn beginnt in Kassel und endet in Frankfurt (Main). Die Strecke ist elektrifiziert. Das Stellwerk "Mf" betreut die Kilometer 99,5 bis 112. Zum Bahnhof Marburg (Lahn) gehörte früher das Bahnbetriebswerk (BW) Marburg (Lahn) sowie ein großzügiger Güterbahnhof. Deshalb haben wir uns entschieden, den Stand 1971 darzustellen, da zu der Zeit sowohl das BW als auch der Güterbahnhof vorhanden waren. Zu der Zeit existierte noch die Bundesbahndirektion Kassel, Marburg (Lahn) gehörte zu dieser Direktion.
Die Nachbarn auf der Hauptbahn waren Cölbe / Kirchhain in Nordrichtung sowie Niederwalgern in Südrichtung. Zu der Zeit gab es noch den eigenen Fahrdienstleiterbereich in Cölbe mit zwei mechanischen Stellwerken. Um eine Verknüpfung mit Kirchhain zu ermöglichen wurde bei der Simulation ein Kompromiss aus damaligem Stelltisch und heutigem Stelltisch eingegangen. Der untere Bereich vom Stelltisch der Simulation ist das eigentliche Stellwerk zur Zeit 1971. Später wurden die Stellwerke in Cölbe geschlossen und der obere Bereich vom Stelltisch mit dem Stellbereich in Cölbe dem Marburger Stellwerk hinzugefügt. Der echte Stelltisch in Marburg ist oberhalb der grauen Markierung etwas angewinkelt.
Durch die Übernahme von Cölbe kam nun noch die Nebenbahn von und nach Sarnau hinzu und damit der Nachbarfahrdienstleiter Sarnau.
Der Fahrplan entspricht 1:1 dem Personenfahrplan Winter 1971/72. Die Ankunftsgleise sind dank einer vorhandenen Ankunftstafel realistisch. Der Güterverkehr ist fiktiv, aber orientiert sich an dem damaligen Verkehrsaufkommen.
Strecken
Neben der Main-Weser-Bahn Kassel <-> Frankfurt (Main) begann in Cölbe die Obere Lahntalbahn Richtung Sarnau. In Sarnau gabelte noch die Burgtalbahn ab. In Marburg-Süd gab es einen Zugang zur Marburger Kreisbahn.
Die Hauptstrecke wurde überwiegend von Güterzügen genutzt, Vmax war damals für Güterzüge 80 km/h. Im Personenverkehr fuhren regelmäßig Nahverkehrszüge (N), Nahschnellverkehrszüge (Ns) und Eilzüge (E), die teilweise in Marburg (Lahn) begannen oder endeten. Für die schnelle Anbindung von Marburg (Lahn) und Gießen verkehrten Schnellzüge (D).
Güterzüge hatten meist eine BR 140 als Zuglok. D-Züge und IC hatten meist eine BR 103 als Zuglok, ab und zu wie auch die E-Züge eine BR 110. Die Nahverkehrszüge mit ihren Silberlingen hatten meist eine BR 141. Ein Teil der Silberlinge der N- und E-Züge war bereits mit einem Führerstand ausgestattet. Lokwenden waren dadurch überflüssig. Für den Schnellzugverkehr gab es die noch nicht.
Auf der Nebenbahn waren im Personenverkehr Schienenbusse und Silberlinge älterer Bauart mit einer BR 211 im Einsatz. Seltene Eilzüge (E) fuhren mit einer BR 216. Außerdem gab es Übergabezüge (Güterzüge) mit der BR 211, die die Nebenbahn bedienten. Die Nebenbahn war eingleisig.
Die Marburger Kreisbahn hatte schon 1970 lange keinen Personenverkehr mehr erlebt. Lediglich Güterzüge befuhren die dort noch vorhandenen Gleise.
Marburg (Lahn) hatte drei Bahnsteige.
- Am Bahnsteig 1 waren die Gleise 6 und 8 der Hauptbahn, überwiegend genutzt für die Süd-Nord-Richtung.
- Am Bahnsteig 2 waren die Gleise 4 und 2, überwiegend genutzt für die Nord-Süd-Richtung.
- Am Bahnsteig 3 waren die Gleise 1 und 46.
Cölbe hatte zwei Bahnsteige.
- An Bahnsteig 1 waren die Gleise 3 und 4. Gleis 4 wird für haltende Züge Richtung Kirchhain -> Kassel genutzt, Gleis 3 von den Zügen Richtung Marburg -> Frankfurt (Main).
- An Bahnsteig 2 waren die Gleise 1 und 2. Gleis 2 wird für Züge Richtung Sarnau genutzt, Gleis 1 für Züge aus Sarnau.
Auf der Hauptbahn Richtung Kirchhain -> Kassel befanden sich noch zwei Haltepunkte, Anzefahr und Bürgeln. Diese Haltepunkte sowie die Blocksignale wurden jedoch von Kirchhain überwacht. In Richtung Niederwalgern -> Frankfurt (Main) befand sich noch der Bahnhof Marburg-Süd, heute nur noch Haltepunkt.
Besonderheiten
Grundsätzlich waren die Bahnhöfe Cölbe und Marburg (Lahn) wie die Hauptstrecke bereits elektrifiziert. Die nördlich befindlichen Rangierbereiche in Marburg (Lahn) waren jedoch ohne Oberleitung. Auch die Nebenbahn nach Sarnau konnte nur mit Dampf oder Diesel befahren werden.
Vorhandene Vergreifschutzkappen sind dem echten Tisch entnommen.
In Marburg (Lahn) herrschte rege Betriebsamkeit.
Morgens verkehrten Nahgüterzüge (Ng) von und nach Marburg (Lahn). Abends kamen und fuhren wiederum Ng, die Wagons zu den Knotenpunkten Kassel Rbf oder Gießen Gbf brachten.
Tagsüber fuhren Übergabezüge (Üb) Richtung Sarnau und kamen aus Richtung Sarnau. Die Strecke wurde von Loks der Baureihe BR 211 bedient.
Im Bahnhof war eine Rangierlok der Baureihe BR 360 stationiert, die für örtliche Rangierarbeiten genutzt wurde und im Bereich der Gleise 60 bis 66 Güterzüge vorbereitete.
Das ansässige Betriebswerk (BW) Marburg (Lahn) wartete Loks und Wagons. Das beinhaltete einen großen Lokschuppen mit Drehscheibe. Auf der Drehscheibe wurden früher auch Dampflokomotiven gewendet. Aufgrund der Elektrifizierung waren in Marburg schon 1970 keine Dampflokomotiven mehr, die waren bereits dem BW Kassel überstellt. Außerdem existierte ein großzügiger Abstellbereich für Personenzüge.
Die Drehscheibe und der obere Abstellbereich
Die Gleise 59 und 70 führen zur Drehscheibe des Bahnbetriebswerks. Rechts daneben führt das Gleis 57 zum oberen Abstellbereich des Bahnhofs.
Der untere Abstellbereich
Über die Weiche 100 wird der untere Abstellbereich mit den Gleisen 47 bis 52 erreicht.
Beide Abstellbereiche sind ein kritischer Punkt. Aus- und einfahrende Züge müssen jeweils im Ausziehgleis eine Wende durchführen. Deshalb sollte man sich vor Nutzung der Ausziehgleise (Gleis 56 und Gleis 80) als auch der Zufahrtgleise sicher sein, dass kein bereitgestellter Zug gerade auf die Ausfahrt aus dem Abstellbereich wartet. Ansonsten stehen sich im Abstellbereich leicht zwei Züge gegenüber. Dann hilft nur noch eine Wende des einfahrenden Zuges, um den ausfahrenden Zug zunächst raus zu lassen.
Der Güterbahnhof
Rechts befinden sich die Zugangsgleise zum Güterbahnhof (Gleise 60 bis 79). Oben sind zwei Abfahrgleise, Gleis 15 Richtung Niederwalgern, Gleis 16 Richtung Cölbe, für die Güterzüge zu sehen. Eine Zugfahrt in diese beiden Gleise ist nicht möglich. Abfahrende Güterzüge müssen vom Fahrdienstleiter dort auch die Zugleitziffer sowie die Zugnummer erhalten. Einfahrende Güterzüge müssen die Gleise 9 bis 11 nutzen und anschließend in den Bereich vom Güterbahnhof rangiert werden.
Die im Stellwerksbereich befindlichen Bahnübergänge in Cölbe waren beide fahrstraßengesteuert.
Marburg (Lahn) hatte eine Zugzielanzeige, die auch in die Simulation eingebaut wurde und vom Fahrdienstleiter zu bedienen ist. Die Bedienungsanleitung ist im SignalWiki zu finden.
Auf der eingleisigen Nebenbahn mussten die Züge telefonisch angemeldet und eine Bestätigung der Annahme der Züge vom Nachbarfahrdienstleiter eingeholt werden. Nach der Annahme sollte man den Zug nicht vergessen, denn der Gleisbereich auf der Nebenbahn ist nicht überwacht. Es ist schon vorgekommen, dass die Einfahrt vergessen wurde und erst der Anruf des Lokführers vor dem Halt zeigenden Signal den Fahrdienstleiter geweckt hat.
Zur Zeit um 1970 gab es noch eine Gepäckabfertigung und Stückgutabfertigung. Auch die Deutsche Bundespost nutze für den Brief- und Paketdienst noch die Bahn. Das erklärt auch die teilweise recht langen Haltezeiten der Eil- und Nahverkehrszüge. Die hatten noch Gepackwagons. Ein Elektrokarren, teilweise mit bis zu zwei Hängern, beförderte bei fast jedem haltenden Zug Pakete und Post zu den Gepäckwagons, selbst D-Züge hatten Gepäckwagons. Teilweise kam es zu kuriosen Situationen, bei denen der Zug bereits los fuhr und der Elektrokarren parallel auf dem Bahnsteig mit fuhr, damit noch vorhandene Pakete in den bereits fahrenden Gepackwagen geworfen werden konnten.
Im Fall einer Streckensperrung auf der Nord-Süd-Strecke wurde es auf der Main-Weser-Bahn ungemütlich. Dieses Umleitungsszenario kann per Fax simuliert werden.
Lademaßüberschreitung
Züge mit Lademaßüberschreitung (Lü) erfordern besondere Aufmerksamkeit. Es darf bei einer Lü Cäsar in den benachbarten Gleisen kein Lü Berta oder Cäsar unterwegs sein.
Ein Zug mit einer Lü Dora oder Cäsar verkehrt mit der Leitziffer „0“. Das bedeutet, dass die Zuglenkung an Signalen mit Selbststellbetrieb nicht funktioniert und Sie diese Signale selber auf Fahrt stellen müssen. Bei Signalen ohne Zuglenkung müssen sie den Selbststellbetrieb selber zurücknehmen, wenn sie die Fahrstraßen eigenhändig einstellen möchten. Züge mit Lü Anton oder Berta haben eine normale Kennziffer.
Zum Schluß noch ein Tipp: Immer locker bleiben! Auch wenn die Lokführer alle paar Minuten nerven, daß sie schon so und so lange irgendwo rumstehen. Na und? Sie bestimmen, welcher Zug fährt und welcher Zug warten muß. Keine Angst, es sitzen keine Reisenden im Zug, so dass Sie wirklich optimal koordinieren und disponieren können!
Streckenverknüpfung
Das Stellwerk Marburg (Lahn) kann mit dem Stellwerk Kirchhain (Bz Kassel) verknüpft werden.
Stand heute
Noch heute lässt sich erahnen, wie groß der Bahnhof früher einmal war. Viele Gleise wurden jedoch bereits zurück gebaut und der Bereich anderweitig bebaubt. Das Bahnbetriebswerk wurde bereits vor vielen Jahren geschlossen. Auch der örtliche Güterverkehr ist so gut wie gar nicht mehr vorhanden. Der Bahnhofsbereich und das Stellwerk Marburg (Lahn) wurden drastisch zurück gebaut. Gleise oberhalb vom Gleis 11 wurden abgetrennt und verfallen. Der Anschluss zur Marburger Kreisbahn ist nicht mehr vorhanden.
Zugnummernreihe
Zugnummerreihe | Zuggattung |
10-1499 | Schnellzüge (D/IC/TEE) |
1500-1999 | Eilzüge (E) |
2000-4999 | Nahverkehrszüge (N/Ns) |
5000-5199 | Durchgangseilgüterzüge (De) |
6000-7999 | Durchgangsgüterzüge (Dg) |
8000-9999 | Nahgüterzüge (Ng) |
10000-12999 | Schnellzüge (D/IC) |
13000-13999 | Lokfahrten (Lz) |
14000-14999 | Leerfahrten (Lr/Lto) |
15000-17999 | Übergabezüge (Üb) |
Früher wechselten die Züge während der Fahrt teilweise ihre Zuggattung. Aus einem D-Zug wurde auf einem Streckenbereich beispielsweise ein E-Zug. Deshalb kam es auch vor, dass ein E-Zug eine dreistellige Nummer hatte.
Zuglenkziffern
- Kennziffer 0: Sonderfahrten und Spezialfahrten
- Kennziffer 1: Züge mit 100km/H oder mehr; Cölbe Richtung Kassel Gleis 305
- Kennziffer 2: Züge <100 km/h; Cölbe Richtung Kassel Gleis 305
- Kennziffer 3: Personenzüge der Hauptbahn, die in Cölbe halten
- Kennziffer 4: Personenzüge der Hauptbahn, die in Cölbe halten und in Marburg (Lahn) enden
- Kennziffer 6: Züge von und nach Sarnau
Das Signal F396 ist bei aktivem Selbststeller zuglenkziffergesteuert. Fahrstraßen nach Sarnau (Kennziffer 6) werden jedoch nicht automatisch gesteuert, da die Fahrstraße in einen nicht elektrifizierten Bereich führt. Diese Fahrstraße muss selbst eingestellt werden.
Bei Zügen, die in Marburg (Lahn) wenden und mit neuer Zugnummer weiter fahren, muss der Fahrdienstleiter selbst auf die korrekte Zuglenkziffer achten und falls nötig manuell ändern. Es erfolgt keine automatische Umstellung.
Abkürzungen
De | Durchgangseilgüterzug |
Dg | Durchgangsgüterzug |
IC | Intercity |
Lz | Lokfahrten |
Lr | Leerfahrten |
N | Nahverkehrszug |
Ng | Nahgüterzug |
Ns | Nahschnellverkehrszug |
Üb | Übergabegüterzug |
Abkürzung | Vollständiger Bahnhofsname |
AZ | Anzefahr |
BNG | Burg- und Nieder-Gemünden (Ohmtalbahn ab Kirchhain) |
BRG | Bürgeln |
COE | Cölbe |
FF | Frankfurt (Main) Hbf |
GEM | Gemünden (Wohra) (Wohratalbahn ab Kirchhain) |
KIH | Kirchhain |
KS | Kassel Hbf |
MBG | Marburg (Lahn) |
MBGS | Marburg-Süd (Kreisbahn) |
MBS | Marburg-Süd |
SR | Sarnau (Obere Lahntalbahn ab Cölbe) |
Gleislänge
Gleislänge Marburg (Lahn)
Gleis | Länge (m) |
Marburg (Lahn) 1 | 240 |
Marburg (Lahn) 2 | 220 |
Marburg (Lahn) 4 | 400 |
Marburg (Lahn) 5 | 515 |
Marburg (Lahn) 8 | 300 |
Marburg (Lahn) 9 | 690 |
Marburg (Lahn) 10 | 590 |
Marburg (Lahn) 11 | 470 |
Marburg (Lahn) 15 | 500 |
Marburg (Lahn) 16 | 500 |
Marburg (Lahn) 46 | 200 |
Gleislänge Marburg-Süd)
Gleis | Länge (m) |
Marburg-Süd 49 | 470 |
Marburg-Süd 50 | 520 |
Gleislänge Cölbe
Gleis | Länge (m) |
Cölbe 1 | 530 |
Cölbe 2 | 350 |
Cölbe 3 | 600 |
Cölbe 4 | 550 |
Cölbe 335 | 690 |
Straßennamen von Bahnübergängen
Störmelder | Kilometer | Straßenname |
I 1 | km 99.709 | Kasseler Straße |
I 2 | km 88.090 | L 3089 |
Diese Simulation ist Teil der Main-Weser-Bahn | Marburg (Lahn) | Kirchhain (Bezirk Kassel)